Mysterienschulen – Leuchtfeuer des Geistes

Liebe Leserin und lieber Leser,

wer sehnt sich in Zeiten der Unsicherheit nicht nach einem Leuchtfeuer, das zu der dramatischen Weltsituation einen Gegenpol setzt oder zumindest die Sicht auf bessere Zeiten erhellt? Wohl kaum jemand wird sich dem Wunsch nach Frieden entziehen können. Doch wie realistisch sind Wünsche? Wie sieht die Realität hinter unseren Wünschen aus?

Fragen wie diese lassen sich nicht einfach beantworten, da sie uns vom evolutionären Standpunkt aus gesehen sowohl mit der Vergangenheit als auch mit der Zukunft verbinden. Dabei gewinnt auch Platons „Höhlengleichnis“ an Bedeutung: Denn wir sehen oft nur die Schatten, ohne zu wissen, was sich hinter ihnen verbirgt. Haben wir jedoch unsere Intuition erweckt, sehen wir wie durch einen Tunnel das Tageslicht, das uns die Hintergründe erschließt. Das Endliche gewinnt an Erkenntnis und bindet das Unendliche als allseits bestehende Realität ein.

Insbesondere tragen hierzu die „Mysterienschulen“ bei, diese „Universitäten des Geistes“, diese „Leuchtfeuer des Geistes“, die seit Anbeginn der Menschheit deren evolutionären Fortschritt bewirken.

Ihre Interpreten sind die großen Weisen der Menschheit, die Mahâtmans, Buddhas und Avatâras. Sie sind die Blüten ihrer eigenen von Bewusstsein, Geist und Intelligenz geleiteten Evolution. Ihre Aufnahme in die Mysterienschulen setzt eine strenge Schulung voraus, die sie in Leben um Leben vorbereitet, um in jene Universale Bruderschaft eingegliedert werden zu können, und die sie befähigt, Teil eines gigantischen Netzwerks zu sein. Dieses Netzwerk bildet irdisch wie kosmisch einen Schutzwall um die Menschheit und um die unter ihr stehenden Naturreiche.

Die Evolution des Geistes kennt in einer Unendlichkeit keine Grenzen. Auch in Zeiten spiritueller Unfruchtbarkeit, wie Platon sie nennt, bildet der geistige Strom dieser Großen ein Bindeglied zwischen materiellem Verfall und geistigem Aufstieg. Jene Großen bilden die sogenannte „Hermetische Kette“, diesen unzerstörbaren einzigartigen Schutzwall, der das Gleichgewicht in der Natur bewahrt, jedoch nicht direkt auf das Karman der Menschheit einwirkt. Die dualen Kräfte der Natur müssen sich auswirken im Sinne von Mischen, Niederschlagen und Trennen. Ohne sie ist eine fortschreitende Evolution nicht möglich.

Gottfried von Purucker geht ausführlich auf die Universale Bruderschaft, die seit den Anfängen der Menschheit besteht, ein. Und er zeigt, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, sich ihr anzuschließen. Denn wir alle sind unsterbliche Teile des Universums, und als Teile des Ganzen haben wir latent alles das in uns, was dem Ganzen inhärent ist.

Zu welchen erhabenen Erkenntnissen könnte die heutige Wissenschaft kommen, würde sie sich dieses überlieferte Wissen, die Weisheit der Zeitalter, zunutze machen! Die Errungenschaften moderner Wissenschaft sind in vielen Bereichen mit dem reinen Intellekt kaum mehr erfassbar, ihre Reichweiten haben die Grenzen des normal Messbaren längst überschritten. Im Gegensatz zur Theosophie forscht die Wissenschaft bis jetzt jedoch im Wesentlichen lediglich nach dem Phänomenal-Sichtbaren der Erscheinungswelt. Theosophie geht weit darüber hinaus und fragt nach dem „Warum“, dem Noumenon, denn in dem Nicht-Materiellen ist Weisheit, ist das wahre Lebenselixier zu finden, in ihm liegen die Erklärungen zum Beispiel für die Gesetze der Physik, der Chemie, ja jeder Naturwissenschaft. Aus welchen Gründen Wissenschaftler die unsichtbaren und immateriellen Daseinsbereiche auch heute noch offiziell ignorieren, obwohl sie täglich mit ihnen arbeiten und von ihrem Vorhandensein überzeugt sein müssen, bleibt im Dunkeln. Wie viel Elend in einer von Angst erfüllten Welt könnte vermieden werden, würden die Gesetzmäßigkeiten allen Daseins ursächlich erkannt werden! Ethik und Moral, wirkliches Verantwortungsbewusstsein gegenüber Mensch und Natur würden wieder den ihnen zukommenden Platz einnehmen.

Mit dem vorliegenden Werk, das insgesamt sechs Bände umfasst, beabsichtigte der Verfasser, seinen Beitrag als Meilenstein auf dem Weg in das Neue Zeitalter zu leisten. Jeder zu dem Gesamtwerk gehörende Band kann als für sich abgeschlossen betrachtet werden, jedoch ergeben sie in ihrer Vollständigkeit ein abgerundetes Bild der universalen Zusammenhänge, die maßgebliche Bereiche menschlichen Denkens umfassen. Die weiteren Bände tragen die folgenden Titel: Sichtbare und unsichtbare Welten; Der Mensch in der Unendlichkeit; Mit der Wissenschaft hinter die Schleier der Natur; Geburt und Wiedergeburt; Tod – was kommt danach? Der vorliegende Band wurde sorgsam überarbeitet und dem heutigen Sprachgebrauch angepasst.

Der wahre Wissenschaftler ist aufgerufen, die Grenzen seiner Denkmöglichkeiten auszudehnen in die Realität der verursachenden Kräfte. Vorurteile, Dogmen, unbewiesene Hypothesen und Theorien haben keinen Raum mehr in einer Zeit, da sich die Grenzen des rein Materiellen immer stärker zu den mehr immateriellen Welten, Räumen, Kräften oder Energien hin öffnen.

Mit den Mysterienschulen, diesem Leuchtfeuer des Geistes, eröffnet sich ein Weltbild, das weit über die Grenzen unseres Denkens hinausführt. Es zeigt zugleich, welche ungeahnten Perspektiven der Entwicklung noch vor uns liegen und welch eine Hoffnung, ja welch einen Trost das Wissen um die Mysterienschulen geben kann.

Hannover, August1989
Hermann Knoblauch
Bärbel Ackermann

Hannover, Sommer 2024
Überarbeitete Neuauflage
Bärbel Ackermann